Neben der Klinik für die plastische Chirurgie gibt es in OB Care noch OB Klinika für die Behandlung von Adipositas. Kommen auch ihre Patienten zu Ihnen?
Ja, es ist so eine spezielle Mischung. Viele ihrer Patienten erscheinen bei uns, nachdem sie abgenommen haben, weil ihnen Hautüberhänge – auf Armen, Oberschenkel, am Bauch u. ä. entstehen, die sie zu beseitigen wünschen. Manchmal kommt es jedoch vor, dass ein Kunde, der eine Fettabsaugung möchte, zu uns kommt, aber 120 Kilogramm wiegt. Deshalb schicken wir ihn zuerst an die OB Klinika, um sein Gewicht zu reduzieren, denn Fettabsaugung ist kein Eingriff, der das Adipositas Problem an sich löst. Wenn so ein Kunde nach etwa zwei Jahren abnimmt, kann er dann zu uns zurückkommen.
Werden solche Eingriffe von der Versicherung bezahlt?
Nein. Im Allgemeinen bezahlt die Versicherung nur die Brustverkleinerung in indizierten Fällen, Bauchdeckenstraffung, wenn der Patient eine Diastase oder einen Abszess der Bauchmuskeln hat, und die Otoplastik bei Kindern bis zu 10 Jahren. Die OB Care hat jedoch keinen Vertrag mit einer Versicherungsgesellschaft, so dass alle unseren Eingriffe von unseren Kunden abgedeckt werden. OB Klinika ist ein Zentrum für Behandlung von Adipositas und metabolischer Störungen, in den indizierten Fällen wird die Behandlung von den gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen.
Hatten Sie jemals einen Kunden mit ungewöhnlichen Anforderungen an einen Eingriff?
Ja, gelegentlich taucht so jemand auf. Aber ich versuche immer, mit dem Kunden zu besprechen, was die Anforderungen sind und ihm zu sagen, ob es machbar ist oder nicht. Wenn ein Kunde kommt, der genau weiß, was er will, und so ein Eingriff auch machbar ist, ist es ein idealer Zustand. Dann gibt es Klienten, die zuerst zu uns kommen, um sich zu beraten und die Möglichkeiten zu diskutieren und die es sich dann zu Hause in Ruhe überlegen. Die Operation ist doch schon eine bedeutsame finanzielle Investition, es ist also wichtig, sie gut zu überlegen. Weitere Kategorie sind Patienten, die sich mit einer plastischen Operation etwas zu ändern wünschen, worauf die Operation keinen Einfluss hat. Es sind Leute, denen es zu Hause nicht gut läuft, wo der Mann der Frau sagt, sie hätte Brust nicht mehr wie in ihren Zwanzigern und sie kommt zu uns, um operiert zu werden. Das löst jedoch nichts, weil das Problem woanders liegt. Oder dann kommt ein Mann zu uns, der sich wünscht, seine Nase zu verkleinern, da er denkt, sie sei zu groß und er verbindet damit sein Versagen bei Frauen. Aber er sieht nicht mehr, dass er ein sehr stiller und schüchterner Typ ist und sein Problem nicht in seiner Nase, sondern in seiner Psyche liegt. Solche Anfragen lehne ich entweder ab, oder ich rate dem Kunden, sie noch einmal zu überlegen. Später treffen wir uns und diskutieren seine Vorstellungen noch einmal. Solche Leute kommen aber in der Regel nicht mehr zurück.
Sie müssen eine gute Schätzung von Menschen haben. Haben Sie einen Psychologen zur Verfügung?
In unserem Fach geht es viel um die Menschenpsyche, aber wir haben noch keinen Psychologen gebraucht. Einige Kliniken benützen verschiedene Bewertungsfragebogen, die von Psychologen zusammengestellt wurden, um psychisch kranke Menschen zu erkennen, aber es stellt sich heraus, dass sie nicht immer effektiv sind. Eine solche beunruhigende Diagnose ist für uns die Dysmorphophobie – eine krankhafte Angst vor Selbsthässlichkeit. Patienten, die an dieser Störung leiden, wollen wiederholt operiert werden, sind aber nie zufrieden. Das ist bedauerlich, denn ein solcher Patient ist sehr anstrengend, hartnäckig, aber immer noch unglücklich. Dann ist natürlich der Chirurg auch unzufrieden. Und solche Leute reisen in die Kliniken und machen Ärger. Zum Glück gibt es solche Menschen nicht viele, aber manchmal tauchen sie halt auf.
Wie denken Sie, wird sich plastische Chirurgie in der Zukunft entwickeln?
Meiner Meinung nach wird die Nachfrage nach ihr weiterhin groß sein. Es ist wegen der ständigen Bombardierung unserer Medien und der Art, wie die heutige Gesellschaft zur Pflege um das Aussehen des Menschen eingestellt ist. Die Menschen bei uns sind dazu reicher, das Angebot ist breit und die Pflege ist finanziell erschwinglicher. Ich sehe es selbst: während zuvor die Unternehmer zu uns gekommen sind, die reichere Schicht also, ist es jetzt mittlere oder untere Mittelschicht. Darüber hinaus entstand eine Reihe von Kliniken, die die gleichen Leistungen anbieten, so dass sie wirklich sehr erschwinglich geworden sind. Die Kliniken werden auch kein Problem mit der Klientel haben. Ein Problem der künftigen Kliniken sehe ich aber im Mangel an Chirurgen. Plastische Operationen führen heute Ärzte anderer Disziplinen durch, was unserer Meinung nach verkehrt ist. Leider gibt es seitens der Tschechischen Ärztekammer sowie des Gesundheitsministeriums keine Macht, die solche Praktiken verbieten könnte.